Komponisten unter dem Götterbaum

Film über komponierte klassische Musik aus Ghana

Lange bestand das Vorurteil, in Afrika werde nur getrommelt und getanzt. Dieser Film räumt mit diesem Vorurteil endgültig auf. Denn neben den verschiedenen Formen der populären und ethnologischen Musik arbeiten zahlreiche Komponisten afrikanischer E–Musik an einer Alternative zur europäischen Klassik. Nur hat man in Europa von dieser Musik noch nie etwas gehört. Bis jetzt!

Im Januar 1995 verstarb im hohen Alter von 96 Jahren der Johann Sebastian Bach von Afrika– der ghanaische Komponist Dr. Ephrahim Amu. Den europäischen Medien war diese Botschaft keine Zeile wert – Für Afrika ist es ein schwerer Verlust. War doch Dr. Ephrahim Amu der erste Komponist in Afrika, der Anfang der 30er Jahre mit notierten Kompositionen an die Öffentlichkeit trat. Erstmals verknüpfte ein afrikanischer Komponist klassische europäische Musik mit afrikanischen Texten und Traditionen.

Jedoch Amu war kein Einzelgänger. Seine Schüler und Schülersschüler setzen sein Werk fort. Als Hanne Kaisik–Aumüller und Uli Aumüller sich auf die Spurensuche nach dem Leben von Dr. Amu begaben, entdeckten sie ein überaus reich und vielfältig entwickeltes Musikleben, dessen bloße Existenz in Europa bislang völlig ignoriert wurde.

So verfügt allein Ghana über zwei verschiedene Symphonieorchester, ein klassisch europäisches und eines, das nur mit afrikanischen Instrumenten besetzt ist. Das Repertoire dieser Orchester umfasst nicht nur Haydn und Mozart, sondern auch Kompositionen afrikanischer Zeitgenossen. Neben der Kammermusik (für europäische, afrikanische und gemischte Ensembles) steht vor allem der Chorgesang im Vordergrund, denn nirgendwo in der Welt gibt es so viele Chöre wie in Afrika. (Allein in Accra über 1000!)

Der Film „Komponisten unter dem Götterbaum“ stellt nicht nur eine Reihe ghanaischer zeitgenössischer Komponisten und Ausschnitte ihrer Werke vor – sondern er beleuchtet darüber hinaus die Geschichte der afrikanischen Klassik und den Stand der gegenwärtigen ästhetischen Diskussion. Vor allem versucht sich Afrika von den europäischen Vorbildern zu lösen, und einen eigenen Weg, den Weg afrikanischer Selbstbewusstheit zu finden. - Der Film geht ein auf die sozialen Bedingungen, unter denen in Afrika komponiert und musiziert wird.

- Das National Symphony Orchestra of Ghana spielt unter der Leitung ihres Chefdirigenten Kwasi Adounun die Accra–Symphony von Nicholas Zinzendorf Najo.

- Das Pan African Orchestra (ein Symphonieorchester mit ausschließlich afrikanischen Instrumenten) spielt unter der Leitung ihres Gründers Nana Dansu Abiam dessen New Africa Symphony.

- Der ghanaische Pianist Vincent Richter interpretiert die Volta Fantasy des Musikethnologen Prof. Kwabena Nketia (ein enger Freund des Münchner Komponisten Carl Orff).

- Der Nima Presbyterian Church Choir singt eine der vierstimmigen Chorkompositionen des legendären Dr. Ephrahim Amu.

- Die Adyemma Choral Group singt eines der über 1000 Chorlieder eines der produktivsten ghanaischen Kirchenkomponisten, Rev. Br. Pius Agyemang.

- Das Ensemble des Jazzgitarristen und Musikers am Königshof der Ashanti, Ko Nimo, spielt eines seiner Bebop–Lieder, in dem sich reimportierter amerikanischer Jazz und afrikanische Tradition kunstvoll überlagern.

Nähere Informationen:
Radiosendung 45 min. Mp3

Cast & Crew

Regie
Hanne Kaisik
Drehbuch
Uli Aumüller