Schönheit durch Unvermögen?

Recherche nach der vertikalen Intelligenz von Blasmusik von Uli Aumüller, Ulrich Bassenge und Thomas Meinicke

Die Samplertechnik macht es möglich: Töne geblasener Musik unter die Lupe zu legen, ohne dass die Tonhöhe in den Keller rutscht - und darüber zu rätseln, ob der laienhaft geblasene Ton (mit hohem Glissando-und Geräuschanteil) sich als schöner (intelligenter?) erweist als der professionelle (japanische?) Ton. Dann gab's durch Zufall eine Entdeckung: Nach dreißigfacher Vergrößerung klang eine Sekunde einer niederbayerischen Blaskapelle sehr ähnlich zu einer circa dreißigsekündigen Passage aus der 3. Sinfonie von Gustav Mahler. Wirklich Zufall - oder hat bereits Gustav Mahler gesampelt?
Der geniale Ulk, der darauf besteht, dass Schönheit nicht unbedingt mit Intelligenz verkoppelt sein muss, ist natürlich live moderiert, mit allen Räuspern und sprachlichen Fehlleistungen gemeinsam mit THOMAS MEINECKE und ULI BASSENGE.

Erstsendung: 10. August. 1990

Meine erste Radiosendung, die eben nicht meine Sendung war, sondern die gemeinsam mit Ulrich Bassenge und Thomas Meinecke entstand, die mich kollegial in ihren Reihen aufnahmen. Die "Ermittlung" galt dem Phänomen, dass wir alle drei Musiken oder Musikaufnahmen in der Regel mehr schätzten, wenn sie einen gewissen Grad an Imperfektion aufweisen, also eben nicht makellos sind, nicht perfekt intoniert, sondern farbenreicher etwas daneben. Wir versuchten herauszufinden, ob diese gemeinsame Vorliebe nur eine Frage des persönlichen Geschmacks wäre, oder ob es objektivierbare Gründe geben könnte, die sie untermauern. Aus diesem Grund legten wir einzelne Töne unter die Lupe - damals allerdings steckte das computergestützte Verfahren des Time-Stretching noch in den Kinderschuhen, und wir waren nicht sicher, ob es sich bei unseren musikalischen Vergrößerungen nicht doch im wesentlichen um Artefakte der Tonbearbeitungsprogramme handelte.

Ich hatte diese Sendung damals zu Hause mit dem Kassettenrekorder aufgenommen. Nach ca. 30 Minuten musste ich die Kassette umdrehen. Deswegen fehlt ein kleines Stück ... aber so war das in analogen Zeiten!

Cast & Crew

Drehbuch
Uli Aumüller, Ulrich Bassenge, Thomas Meinecke
Redakteur/in
Wolf Loeckle