Julio Estrada - Impetuoso

A Portrait of the Mexican Composer

Ein Zwischending zwischen Portrait und Essay über das Werk von Julio Estrada

Manuskript zur Sendung
Interview mit Julio Estrada

Estrada: In Mexiko gibt es keine Reservate. Das ist ein Paradox. Die Reservate haben die Musik unberührt gelassen, während in Mexiko die Idee des Latino alles vermisch hat und nicht erlaubt, daß es sich überliefern konnte, aber sie haben eine gemischte, eine Mestizokultur hervorgebracht. Ich habe immer nach der Musik der präkolombianischen Gesellschaften gesucht. Aber die kann man in Mexiko nicht finden. Wenn du zu den Hopi gehst, dann kann man wirklich etwas Ursprüngliches finden. Das schon da war, bevor die Spanier kamen oder die Europäer. Dieser Prozeß der Kommunikation mit den originalen Stimmen, mit etwas, das von sehr entfernten Jahrhunderten zu uns herüberkommt, war für mich eine zweite Erziehung. Nachdem ich meine europäische Erziehung genossen hatte, die bis dahin mein Leben erfüllte. Was ich von der europäischer Erziehung gelernt habe, ist die Rationalität der Prozesse, und von daher habe ich den Versuch unternommen, noch rationaler zu sein, so rational - um das System zu eliminieren, und eine theoretische Basis zu haben, statt
ein Systems zu haben. Ein System, meiner Ansicht nach, ist die Konstruktion von etwas ausgewählt auf einer theoretischen Basis. Die theoretische Basis ist die Rationalität, das ist noch nicht nur eine Wahl. Das ist die Akustik oder Mathematik für die Konstruktion oder Ausarbeitung von Forschung. Aber ohne jede Vorauswahl. Ohne irgendeine besondere Präferenz oder sozialen oder individuellen auch unbewußten Geschmack irgendwelcher Art. Aber was wir lernten an den europäischen Konservatorien oder musikalischen Abteilungen war ein Model von den Systemen. Und das macht uns sofort zu einem Teil einer Tradition. Zu einem Teil von der Erinnerung der europäischen Kultur. Ich mag das nicht, mich einzuengen auf diese Weise, weil ich danach strebe, möglichst vielen Kulturen anzugehören. So viel wie möglich, nicht eine Kultur anzunehmen oder von einer angenommen zu werden. Anstatt ein System zu haben und dann einen Stil, wollte ich eine theoretische Basis haben und dann.... Phantasie. Die entgegengesetzten Pole und dann mit ihnen arbeiten. Aber nichts dazwischen. Wenn ich meine Phantasie aufklären wollte oder verstehen möchte, werde ich etwas aufbauen müssen, werde ich ein besonderes System aufbauen müssen, ein sehr einzigartiges, um verständlich zu machen, wonach ich suche. Aber wenn ich durch ein bereits bestehendes System hindurchgehe, wird folgendes geschehen: meine Phantasie wird von etwas anderem abhängig sein. Und ich möchte, daß meine Phantasie vollkommen frei ist. Um mich selbst zu befreien. Um alles zu zerstören, was da nicht dazu gehört. Ich möchte es in mir drinnen zu zerstören. Nicht bei den Zuhörern. Um so spontane wie möglich, so elementare wie möglich, so ursprüngliche wie möglich Materialien hervorbringen können

Cast & Crew

Regie
Uli Aumüller
Musik
Julio Estrada
Redakteur/in
Helmut Rohm